Inklusion wird großgeschrieben

Schülern der Bad Salzunger Paul-Geheeb-Schule ermöglichte die Firma Bachmann aus Gumpelstadt ein erstes Kennenlernen. Zusammen mit ihren Eltern waren etliche Jugendliche gekommen, um sich das Unternehmen von innen anzuschauen, zu erfahren, welche Produkte es herstellt - und wo für sie ein Platz sein könnte. Seit Jahren bemüht sich die Firma um Inklusion behinderter Menschen und ist Teil des Programms "PraWO plus". Dieses Programm ermöglicht schwerbehinderten Schülern, die an Thüringer Förderzentren oder im gemeinsamen Unterricht an einer Regel-, Gesamt- oder Gemeinschaftsschule, einem Gymnasium oder an einer berufsbildenden Schule lernen, praktische Berufserfahrungen zu sammeln. Jedem Schüler stehen dabei bis zu 40 Praxistage zur Verfügung. Das Projekt verfolgt die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und möchte nachhaltig bessere Bedingungen für die berufliche Integration behinderter junger Menschen schaffen. "Mit Hilfe dieser Maßnahmen können die Teilnehmer auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß fassen", erklärte Thomas Konietzko, Behindertenbeauftragter der Firma Bachmann sowie Thüringer Landesvorsitzender des Vereins "Lernen fördern".

Neben den Netzwerkpartnern - die Bundesagentur für Arbeit, die Stiftung Bildung und Handwerk (SBH), der Integrationsfachdienst, die Jugendberufshilfe und der Behindertenbeauftragte der Stadt Bad Salzungen - waren auch Vertreter der Paul-Geheeb-Schule zu Gast. Sie kooperiert seit vielen Jahren mit der Firma. "Die Praxiswochen geben den Schülern eine Perspektive nach der Schule. Für ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl ist das Programm viel wert", sagte Sonderschullehrerin Antje Heibing, die für die Berufswahlvorbereitung zuständig ist. Sie fasziniere vor allem die Entwicklung, die die Schüler während der Schnuppertage nehmen. "Aus einem stillen Mäuschen wird plötzlich eine aufgeweckte junge Frau, die integriert ist und mit Fachbegriffen um sich schmeißt", sagte Antje Heibing.

Dass das Konzept Früchte trägt, beweist auch Daniel Machui. Der ehemalige Schüler der Paul-Geheeb-Schule ist seit 2015 als Elektrohelfer bei Bachmann eingestellt, mittlerweile sogar unbefristet. "Die Arbeit macht mir großen Spaß. Ich fühle mich wohl hier und möchte noch viele Jahre hier bleiben", sagt der 25-Jährige. "Bis zur Rente ist es noch ein langer Weg."

Seine ersten Erfahrungen mit dem Unternehmen sammelte er 2009 in der Werkstufenzeit, die die Schüler auf einen Beruf und das Leben nach der Schule vorbereiten soll. Mit seinem Schulabschluss 2013 kam er in die unterstützte Beschäftigung, eine individuelle betriebliche Qualifizierung, Einarbeitung und Begleitung behinderter Menschen. "Ich bin immer mit dem Bus oder dem Rad von Bad Salzungen nach Gumpelstadt gefahren", erzählt Daniel Machui, der nun im Zwei-Schicht-Betrieb arbeitet. Das frühe Aufstehen sei ihm zunächst schwergefallen. "Aber ich habe mich daran gewöhnt", sagt der junge Mann, der mittlerweile eine Wohnung in Gumpelstadt hat und auf eigenen Beinen steht. Sein nächstes Ziel: Der Führerschein und ein Auto.

Derzeit arbeiten 16 Mitarbeiter, die eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung haben, in der Produktion, im Service und der Administration am Gumpelstädter Standort des Unternehmens, das insgesamt 700 Mitarbeiter hat. Mit acht Prozent liegt Bachmann damit deutlich über der gesetzlich vorgeschriebenen Beschäftigungspflicht. Laut dieser muss jeder Arbeitgeber mit mindestens 20 regelmäßigen Arbeitsplätzen eine bestimmte Anzahl von Menschen mit Schwerbehinderung beschäftigen. Die genaue Zahl ist von der Betriebsgröße abhängig. se

Quelle: www.insuedthueringen.de
Artikel: www.insuedthueringen.de

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